Gedenken an die Reichspogromnacht

Am 9.11.2018 jährte sich die Reichspogromnacht zum 80. Mal. Im Zuge des Erinnerns an die Ereignisse der Pogromnacht sowie an das Schicksal der Aachener Judeninsgesamt, organisierte die Klasse 7c unserer Schule eine eigene Gedenkveranstaltung. Wir übernahmen an diesem Tag die Patenschaft der vier„Stolpersteine“ für Netta Heumann, ihre Tochter Hilda Borkowski, ihren Schwiegersohn Simon Borkowski sowie die Enkelin Ingeborg Liselotte Borkowski. Die Gedenkveranstaltung wurde daher am ehemaligen Wohnort der Familie sowie dem aktuellen Ort dieser Stolpersteine, der Freunder Landstraße 60, durchgeführt.

Zunächst erinnerten einige Schülerinnen und Schüler an die jüdische Geschichte vom Jahr 797 bis zum beginnenden 20. Jahrhundert in Aachen. Dabei wurde insbesondere deutlich, wie harmonisch das Zusammenleben in dieser Zeit überwiegend war.

Daran schloss sich eine umfassende Darstellung der Ereignisse während der Reichspogromnacht am 9.11.1938 in Aachen an. Der mit den Zerstörungen von Synagoge und Geschäften sowie den Misshandlungen einhergehende Bruch im Zusammenleben wurde sehr deutlich. Die Schülerinnen und Schüler betonten, dass keineswegs alle Aachener mit dem Vorgehen der Nationalsozialisten einverstanden waren, dass aber dennoch nur sehr wenig bis gar kein Widerstand aus der Mehrheit der Aachener Bevölkerung kam.

Das Schicksal der Familie Heumann/Borkowski wurde exemplarisch besonders beleuchtet. Die Schülerinnen und Schüler konnten nachzeichnen, wie auch das Leben dieser jüdischen Familiezunächst durch ein sehr gutes Zusammenleben mit den nicht-jüdischen Nachbarn geprägt war. Mit der Machtübertragung auf die Nazis änderte sich 1933 auch ihr Leben aber wesentlich. Die Familie zog sich zunehmend aus dem öffentlichen Raum Aachens zurück. Insbesondere das Leid der kleinen Ingeborg Borkowski (geb. am 15. Oktober 1935) wurde durch die Schülerinnen und Schüler eingehend beleuchtet. Durch die neue Gesetzgebung wurde Inge zunehmend von anderen Kindern isoliert. Erna Heumann, der zweiten Tochter Netta Heumanns, und ihrem Ehemann gelang noch die Flucht aus Deutschland, für den Rest der Familie gab es aber keine Rettung. Simon Borkowski wurde 1942 in das Ghetto von Lodz deportiert und starb vermutlich im Vernichtungslager Kulmhof. Netta Heumann, ihre Tochter Hilda Borkowski und die kleine Enkelin Inge wurden zunächst 1941 in das Aachener Lager an der Hergelsmühle und schließlich 1942 in das Vernichtungslager Sobibor deportiert. Dort wurden sie sehr wahrscheinlich vergast.

Auch zum Ghetto in Lodz, dem Lager von Sobibor sowie dem Aachener Zwischenlager, der Baracke an der Hergelsmühle, hielten Schülerinnen und Schüler kurze Vorträge. Nach einigen abschließenden Gedenkimpulsen reinigten die Schülerinnen und Schüler gemeinsam die vier Stolpersteine.

Eine sehr gelungene Gedenkveranstaltung mit vielen Denkanstößen ging so zu Ende. Wir bedanken unsbesonders für die Unterstützung durch Waltraud Felsch, das „Gedenkbuchprojekt Aachen“ sowie bei „Wege gegen das Vergessen“. Ohne ihr Material wäre ein so detailliertes Nachvollziehen des Schicksals der Familie Heumann/Borkowski heute unmöglich.

Die ausführlichen Ergebnisse unserer Gedenkveranstaltung befinden sich als Ausstellung im Eingangsbereich der Schule.

Denis Adami